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Das war es erst einmal. Gleich nach dem Abi ging es mit Ex-Klassenkamerad Martin für einen Monat kreuz und quer durch Deutschland. Das bedeutete damals nur durch die alte BRD, die DDR blieb außen vor. Ein paar Ausflüge ins benachbarte Ausland waren allerdings schon drin. Drei anderen Kumpels war das zu klein. Sie zogen gleich mit dem Interrail-Ticket durch West-Europa. Wir hatten aber auch unseren Spaß. Nebenbei erlaubte die Beschränkung auf Deutschland zum Wäschewechsel daheim vorbeizusehen. Somit musste nicht soviel Gepäck mitgeschleppt werden.
Original Zuglaufschild TEE Rheingold
Es war einfach ein kleiner Ausbruch aus dem durchorganisierten
Alltag: Einfach in irgendeinem Bahnhof in irgendeinen Zug
einsteigen und irgendwohin fahren. Nicht mehr und nicht weniger.
Das war fast toller als der Besuch zahlreicher Großstädte,
Baudenkmäler, Sehenswürdigkeiten, ...Wir lernten viele nette Leute
kennen, wurden auch einmal einfach so zum Frühstück auf eine
Terrasse eingeladen, an der wir vorbei wanderten, kamen günstig in
Museen und fuhren sogar ein Stück umsonst mit dem TEE Rheingold.
Das war das edelste überhaupt, nur 1. Klasse. Denn die ICE
Hochgeschwindigkeitszüge gab es in jenen Tagen ja noch nicht - aber
dafür die legendäre BR 103.
In diesem Monat kamen wir auf sage und schreibe nicht weniger als
ca. 21 278 km! Und das mit täglichen Lebenshaltungskosten
von umgerechnet weniger als € 5,- (alles inklusive; 10,-
D-Mark damals). Zu schaffen war das nur, weil wir zum Schlafen
regelmäßig die Nachtzüge zwischen Nord- und Süddeutschland nutzten.
Hier erwiesen sich die (alten) Abteilwagen als Segen. Für zwei
Leute bot ein Abteil gerade genug Liegefläche. So wurde der Zug zu
unserem zu Hause und so konnte es passieren, dass zwei Gestalten im
Schlafanzug und Badeschlappen, mit dem Rasierapparat, Handtuch (man
erinnere sich an Per Anhalter durch die Galaxis ;-),
Schampon und Zahnputzzeug unter dem Arm durch den nächtlichen oder
morgendlichen Zug pilgerten. Somit vergeudeten wir auch keine Zeit
durch die Suche nach einer Übernachtungs- oder Einkehrmöglichkeit
(die Verpflegung kam aus dem Supermarkt) oder durch Anreisen. Wir
kamen frühmorgens ausgeruht an und hatten den ganzen Tag zur
Verfügung, bis wir uns zur verdienten Nachtruhe wieder in einen Zug
zurückzogen (schön formuliert, oder?! ;-).
Es hatte schon was, am Schliersee, nahe der Alpen, in der Zeitung
zu lesen, dass es in der Hamburg Fußgängerzone (etwa 650 km
Luftlinie entfernt) bei einer Werbeveranstaltung kostenlosen Kaffee
gab, und deswegen einfach einmal hinzufahren. Und dann zum Baden
weiter nach Sylt oder Puttgarden ans Meer. Es war einfach genial!
Oft gab es im Zug im Eingangsbereich eine Art Disco, wenn andere
Mitfahrer ihren Walkman oder ihr Radio aufdrehten. Immer wenn ich
das damals aktuelle Don't you (forget about me) von den
Simple Minds höre, erinnere ich mich an diese vier Wochen - im
wahrsten Sinne des Wortes - auf Achse.
(Auch heute fahre ich noch gerne mit der Bahn. Denn das Einzige
was Flugpassagiere von Ölsardinen unterscheidet, ist, dass letztere
wenigstens schon tot sind, bevor man sie einpfercht ;-)
Die Kurzfahrten sind nicht explizit erfasst.
Etappe 1 (ca. 4 580 km)
28.05.: Nürnberg - Hamburg - Westerland/Sylt (Planschen in der Nordsee, Nachtlager in einem Hain)
29.05.: Sylt - Hamburg (Hafenbesichtigung, Reeperbahn) - München
30.05.: München - Schliersee (Hallenbad, Almbesteigung) - München - Hörlkofen (Essen) - München - Hamburg
31.05.: Hamburg - Lübeck (Stadtrundgang) - Puttgarden (Bad in der Ostsee) - Hamburg - Bremen - Köln - Ulm
01.06.: Ulm - Friedrichshafen - Lindau (zu Fuß nach Hörbranz/Österreich und zurück; Picknick und Bad im Bodensee) - München - Nürnberg
Etappe 2 (ca. 6 180 km)
03.06.: Nürnberg - München - Köln
04.06.: Köln (Stadtrundgang) - Bergisch Gladbach (Stadtrundgang) - Köln - Bonn/Bad Godesberg (Wanderung, Regierungsviertel!) - Köln (Stadtrundgang II) - Andernach/Namedy (Nachtlager auf Kuhweide da Zug überfüllt war)
05.06.: Namedy - Köln - Wuppertal-Elberfeld (Stadtrundgang, Schwebebahn!) - Essen (Stadtrundgang) - Dortmund (Stadtrundgang) - Bochum (Stadtrundgang) - Hamburg - München
06.06.: München - Bad Tölz (Wanderung) - Holzkirchen- Bayrischzell (Urlaubsort der Großeltern) - Schliersee (Bad im See) - Bayrischzell (Essen mit den Großeltern) - München (per Anhalter; sehr starkes Gewitter!) - Hamburg
07.06.: Hamburg - Kiel (Stadtrundgang) - Kieler Förde - Neumünster - Flensburg (Wanderung nach Dänemark und zurück) - Hamburg - Heidelberg
08.06.: Heidelberg (Stadtrundgang inklusive Philosophenweg; Deutsches Apothekenmuseum) - Stuttgart (Wilhelma/Zoo) - Hamburg
09.06.: Hamburg (Stadtrundgang Binnen- und Außenalster) - Cuxhafen (Hafenrundgang) - Bremen - Hannover - Nürnberg
Etappe 3 (ca. 2 353 km)
11.06.: Nürnberg - Neuenmarkt-Wirsberg (DDM) - Pegnitz (Wanderung) - Nürnberg
12.06.: Nürnberg - München - Hamburg
13.06.: Hamburg - Bremen (Stadtrundgang) - Oldenburg (Stadtrundgang) - Esens (Nordsee) - Oldenburg - Bremen - Hamburg - Basel (Schweiz)
14.06.: Basel (Stadtrundgang) - Freiburg (TEE Rheingold; Stadtrundgang) - Ulm (Fahrt durchs Donautal) - Augsburg - Nürnberg
Etappe 4 (ca. 4 835 km)
18.06.: Nürnberg - Regensburg - Kehlheim (Wanderung) - Regensburg - Passau (Stadtrundgang, Wanderung) - Hamburg
19.06.: Hamburg (Stadtrundgang) - Hannover (Stadtrundgang) - Wolfsburg (Stadtrundgang) - Hannover - Hamburg - München
20.06.: München - Berchtesgaden (Almbesteigung) - Prien (Planschen im Chiemsee) - München - Dortmund
21.06.: Dortmund - Koblenz (Wanderung zum Deutschen Eck) - Trier (Stadtrundgang) - Saarbrücken - Völklingen (Stadtrundgang) - München
22.06.: München - Garmisch-Partenkirchen (Regentag! Martin nach München ins Museum) - Kempten (durch Österreich) - Ulm - Donauwörth - Nürnberg
Etappe 5 (ca. 2 740 km)
23.06.: Nürnberg - München - Hamburg
24.06.: Hamburg - Westerland/Sylt (Stadtrundgang) - Hamburg - Frankfurt
25.06.: Frankfurt (Martin bleibt für Stadtrundgang) - Rhein-Main Flughafen (Wanderung zur Startbahn West und weiter nach Walldorf) - Mannheim - Saarbrücken - Völklingen (Arbed Saarstahl) - Saarbrücken - Mannheim - Frankfurt - Nürnberg
Dann ab Juli ging es praktisch gleich nahtlos weiter. Diesmal auf Staatskosten. Mit dem IC pendelte ich am Wochenende zwischen meinem Wohnort und der Kaserne bei Aachen. Jeweils etwa 7 Stunden einfach.
Zu den Modellbahnträumen:
TOUR
©WP (1998 -) 2012
http://www.fen-net.de/walter.preiss/d/bahntour.html
Stand: V8.4, 2012-03-02