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Die Erfindung bzw. die Entdeckung liegt länger zurück als man vielleicht denkt:
Die erstmalige Erwähnung des Einsatzes der Hochgeschwindigkeitsfotografie verdanken wir einem der ersten Pioniere der Fotografie, William Henry Fox Talbot. Sie geht auf das Jahr 1852 zurück. Die damals verfügbaren langsamen Verschlüsse und die Objektive mit kleiner Öffnung genügten für Lichtbilder von ruhenden Objekten, verwehrten aber noch das Studium bewegter Objekte. Fox Talbot war daran interessiert Fotografien von bewegten Objekten zu machen und suchte nach geeigneten Methoden. Die Alternative zu langsamen Verschlüssen und Objektiven war der Einsatz einer Lichtquelle mit hochintensiven und kurzen Blitzen, mit der die Objekte beleuchtet werden konnten.
Um so eine Aufnahme zu machen war eine Kamera mit einem offenen Verschluss nötig, die in einem abgedunkelten Raum auf das Objekt gerichtet war. Es war bereits bekannt, dass die Leydener Flasche, der Vorläufer unseres heutigen Kondensators, eine hohe Spannung für eine plötzliche Entladung speichern konnte, um einen kurzen, intensiven Funken zu erzeugen.
Bei einer Vorführung für die Royal Society spannte Fox Talbot eine Ausgabe der Times auf ein Rad, das sich mit hoher Geschwindigkeit drehen konnte. Mit einem Funken beleuchtete er die Zeitungsseite kurz und fotografierte einen kleinen Ausschnitt der sich schnell bewegenden Zeitung. Auf dem entwickelten Negativ konnte der Zeitungstext problemlos gelesen werden, die Bewegung des Objekts war erfolgreich eingefroren worden und die Hochgeschwindigkeitsfotografie war »geboren«.
Gemäß High Speed Photography and Photonics, S. 9, herausgegeben von Sidney F. Ray, 1997, Focal Press (SPIE Neuauflage 2002 ISBN 0-8194-4527-4).
Das neue Medium Foto reizte schon bald zum Einsatz im Unterhaltungsbereich aber auch in der Wissenschaft. Eine alte Frage wurde schon früh mit per Reißleinen zeitversetzt nacheinander ausgelösten Plattenkameras enträtselt.
Eadweard Muybridge: Zeitversetzte Aufnahmen eines galoppierenden
Pferdes
Denn schon lange hatte man vermutet, dass es beim Galopp eines Pferdes eine Phase gibt, in der kein Huf den Boden berührt. Doch erst Eadweard James Muybridge erbrachte 1878 den fotografischen Beweis. Damit legte er den Grundstein für die fotografische Bewegungsanalyse basierend auf dem Prinzip der Zeitdehnungskamera.
Der wohl mit Abstand bekannteste High-speed Fotograf und
Pionier dürfte Dr. Harold Eugene Edgerton (1903-1990) gewesen sein.
In seiner Tätigkeit als Professor am MIT hat er viele
Hochgeschwindigkeitskameras und andere Spezialkameras entwickelt.
Auch viele der dafür nötigen Stroboskope und
Beleuchtungseinrichtungen entwarf er selbst.
Zahlreiche seiner Aufnahmen kann man z.B. mit dem Begriff
edgerton bei einer Internet-Bildsuche finden.
Daneben brachte er noch zahlreiche weitere bahnbrechende
Aufnahmetechniken voran.
Der mit solchen Spezialaufnahmen verbundene Aufwand, die nötige Geduld und die erforderlichen Feinarbeiten und Tricks, sind nicht zu unterschätzen.
Spezialeffekte, P.M. 8/1984
Viele Leute meinen, sie hätten schon einmal eine Glühbirne explodieren sehen. Doch selbst wenn man davon etwas mitbekäme, richtig sehen könnte man es nicht. Der Vorgang läuft für das menschliche Auge einfach viel zu schnell ab. Einen interessanten Einblick vermittelt die inszenierte Aufnahme des englischen Fotografen Jay Myrdal.
Zur perfekten Illusion hat er dazu drei Aufnahmen von verschiedenen Zeitpunkten und Situationen übereinander gelegt. Zuerst ein Foto mit einer langer Belichtungszeit von einigen Sekunden, welches nur die Lampenfassung und die spezielle Glühwendel ohne Glaskolben zeigt. Die beiden anderen Fotos wurden dann mit dem aufgesetzten Glaskolben aufgenommen, der er mit einer Luftgewehrkugel zerschossen wurde. Im zweiten Foto wurden die weg fliegenden Splitter durch einen längeren Blitz (Dauer 1/200 Sekunde) nur verwischt aufgenommen, während im dritten Foto ein extrem starker Kurzzeitblitz (Dauer 1/10 000 Sekunde) ihre Bewegung einfror und sie gestochen scharf abbildete.
Für die Aufnahme auf dem Titelbild waren mehr als 50 Versuche nötig. Den Aufwand der dahinter steckt, kann man erst erahnen, wenn man sich bewusst macht, dass jede Glühbirne erst mühsam und mit größter Sorgfalt präpariert werden musste. Die Glühbirnen wurden dafür regelrecht zerlegt. Man löste zunächst den Glaskolben vorsichtig vom Lampensockel. Dann wurde die Glühwendel durch eine handgefertigte Spezialglühwendel ersetzt, die verdeckt an einen außerhalb des Bildes stehenden Transformator angeschlossen wurde. Die offene Glühbirne wurde mehrere Sekunden betrieben und die glühende Wendel durch einen Spezialfilter fotografiert. Danach erst wurde der Glaskolben wieder übergestülpt, bevor man ihn mit einer Luftgewehrkugel zerschoss.
Als Auslöser für die beiden Blitzgeräte für Foto zwei und drei diente ein Mikrofon, welches das Zersplittern registrierte. Um zu vermeiden, dass die Luftgewehrkugel noch mit auf die Fotos kam, verzögerte eine elektronische Schaltung das Startsignal für die Blitzgeräte um so viel, bis das Geschoss rechnerisch den Bildausschnitt verlassen haben musste.
Gemäß P.M. (Peter Mosleitners interessantes Magazin) in: Die Kunst »unmögliche« Bilder zu schießen, Heft 8/84, Seite 56ff.
Für interessante Aufnahmen mit zerstörten Glühbirnen siehe auch http://homepage.univie.ac.at/Peter.Wienerroither/pwfogx/20060909-009.htm.
Der aufregende - zu deutsch - Zeitscheiben-Effekt ist aus
dem Spielfilm Matrix, sowie Werbefilmen und zahlreichen
Dokumentarfilmen wohlbekannt. Das Objekt steht (mehr oder weniger)
still, während es vom Blick des Zuschauers fixiert oder sogar
umkreist wird. Denkbar ist auch der Einsatz als dramatischer
Zeiteffekt mit stufenlosem Übergang von Normalgeschwindigkeit auf
Superzeitlupe.
Realisiert mit einer großen Anzahl gegebenenfalls im Bogen
angeordneter (Foto-) Kameras, die geplant gleichzeitig oder
verzögert, eine nach der anderen, ausgelöst werden. Und nicht enden
wollender Bildverarbeitung und Nachbearbeitung.
Siehe z.B. Timeslicefilms.com.
Der Übergang zu Bewegtbildern ist also fließend. Die eigentlich eher aus dem Studiobereich (Beleuchtung!) kommende Technik primär für Tier- und Werbeaufnahmen verbreitet sich auch im Außenbereich - im TV, im Film und im Sport. (Oft bemerkt man dann das Pumpen der künstlichen Beleuchtung.) Zur Wahrung des Bewegungseindrucks werden hauptsächlich Aufnahmefrequenzen von einigen hundert Bildern pro Sekunde eingesetzt.
Stalex Film-Hochgeschwindigkeitskamera: 3 000 Bilder/sek
Demnach gibt es verschiedene Konzepte um Aufnahmen
schneller Vorgänge zu machen. Auswahlkriterien sind z.B.
Aufnahmefrequenzen, Lichtempfindlichkeit, Einzelbilder/Sequenzen,
Auflösung/Farbtiefe, Archivierungsmöglichkeit, Auswertung sofort
vor Ort, ... und natürlich der Aufwand und die Kosten.
Dabei ist man keineswegs nur auf den sichtbaren Bereich des
Spektrums beschränkt. Es gibt auch spezielle
Hochgeschwindigkeitskameras, die im Infrarotbereich aufnehmen
können. Damit lässt sich z.B. die Erwärmung durch
Biegebeanspruchung sichtbar machen. Auch sind
Hochgeschwindigkeitskameras für Anwendungen im Röntgenbereich
erhältlich.
Eine Menge sehr spezieller Ausrüstung kommt zum Einsatz.
Beispielsweise dreht ein sogenannter flight follower die Kamera mit
einer abgeschossenen Granate mit, um das Objekt für einige Zeit zu
verfolgen.
Generell kann man sagen: Einzelbildsysteme (= Foto) eignen sich
nur bedingt zum Einsatz in der Bewegungsanalyse. Kinematografische
(= Film, Ciné) Systeme liefern höchste Qualität, aber benötigen
(extrem) viel Licht (gehen Sie von etlichen 10 kW bei einem
Crashtest mit 1 000 bis 3 000 Bilder/sek aus) und die
Filme müssen erst noch entwickelt werden. Aufnahmen von
Festkörpersystemen (= CCD, CMOS) sind sofort verfüg- und auswertbar
sowie leichter archivierbar, beginnen aber erst seit etwa der
Jahrtausendwende die hohe Auflösung von Filmsystemen zu bieten.
Schauen Sie auch einmal hier nach - einige ausgewählte und
gebündelte Links zu Hochgeschwindigkeitsaufnahmen
mit Hintergrundinfo:
MEHR
Verwendet werden standardmäßige Foto- oder Videokameras. Der
richtige Zeitpunkt wird üblicherweise mit einem automatischen
Trigger (Lichtschranke, Mikrofon, elektrischer Kontakt, etc.) und
viel Geduld ermittelt. Mit kurzen Belichtungszeiten werden
Bewegungen eingefroren. Laserblitzer erlauben z.B.
Belichtungszeiten unterhalb Femtosekunden (=
1/1 000 000 000 000 000 sek; zu viel
des Guten für übliche Anwendungen ;-). Aber die Auswertung eines
Bewegungsablaufs ist kaum möglich, da zwischen den einzelnen
Aufnahmen zu viel Zeit vergeht.
Manchmal ist Abhilfe mittels Stroboskopeffekt und
Mehrfachbelichtung oder Kaskadierung von Kameras möglich. Es
besteht auch die Möglichkeit bei einer Aufnahme mit vergleichsweise
extra langer Belichtungszeit die Bahnen von am Objekt befestigten
Leuchtmarkierungen zu verfolgen.
Typischer Einsatz: Forschung, Werbung.
Spezielle Blitzgeräte mit kurzer Blitz- und Wiederaufladedauer
ermöglichen vor allem bei zyklischen Bewegungen (Schwingungen,
Rotation) gewisse Aufschlüsse. Die maximale Blitzfrequenz
herkömmlicher Lampen-Stroboskope liegt aber kaum über 1 000
Blitze/sek, bei einer kürzesten Belichtungszeit von ca. 10 bis 30
Mikrosekunden. LEDs (Leuchtdioden) sind hierbei schneller. Und es
muss natürlich sonst dunkel sein! Ruhende Partien drohen zudem
überbelichtet zu werden.
Trick: Man versucht die Blitzfrequenz synchron zum zyklischen
Ereignis einzustellen, z.B. auf m Umdrehungen + x°. Blitzt man
z.B. ein Zahnrad jede Umdrehung plus x° an, ergibt sich eine
scheinbare Auflösung von x°. Natürlich kann x auch Null sein, dann
gibt es scheinbar ein Standbild. (Bei m Umdrehungen - x° kommt
es zum bekannten Kutschenrad-Effekt, siehe [SloMo Freq.].)
Wenn allerdings zwischen den wahrnehmbaren Blitzen etwas
signifikantes passiert - das Auge kann nur etwa 10 bis 15
Bilder/sek auflösen - hat man verloren.
Typischer Einsatz: Einstellarbeiten an Maschinen.
Professionelle TV-, Film- und Videokameras erreichen
Belichtungszeiten von unter 1/100 000 sek, allerdings nur bei
einer Bildfrequenz von 16 bis 24 Bilder/sek (Film) bzw. 25
Bilder/sek (= 50 Halbbilder/sek; PAL, SECAM) und knapp 30
Bilder/sek (= 59,94 Halbbilder; NTSC). Die kurzen Belichtungszeiten
frieren die Bewegungen zwar ein, die niedrige Bildfrequenz führt
aber zur ruckhaften Bildwiedergabe.
Bei der sogenannten Super Motion im Fernsehen wird mit der
dreifachen Nennfrequenz, also 75 Bilder/sek bei PAL,
aufgenommen.
Im Film arbeitet man mit schnell laufenden 16 mm und
32 mm Filmkameras, die ca. 125 bis 250 Bilder/sek
liefern.
Typischer Einsatz: Zeitlupe bei Sportübertragungen, sogenannte
Slow Motion; Spezialeffekte im Film.
Modifiziert man Standardkameras, speziell durch Übertaktung, und
reduziert man ihre Auflösung (Halb-/Teilbilder, Mehrfachbelichtung)
erreicht man Bildfrequenzen um ca. 250 Bilder/sek bei noch
erträglicher Qualität. Als Aufzeichnungsmedium sind vor allem in
den USA entsprechende Videorekorder auf dem Markt. Nebenbei: Ab
Frequenzen von über 160 Bilder/sek und wenigstens einer Serie von
drei Aufnahmen oder von 125 Bilder/sek bei einer Belichtungszeit
von unter einer Mikrosekunde spricht man von
Hochgeschwindigkeits-Kinematografie bzw.
Hochgeschwindigkeits-Videografie (kurz: High Speed
Video). (Zu den Werten vgl. z.B. EU
Dual Use Verordnung Ausfuhrliste Abschnitt C, 6A003.)
Die Grenzen zu echten Hochgeschwindigkeitskameras sind natürlich
fließend. Speziell in letzter Zeit gelangen vermehrt Sensoren aus
dem Bildverarbeitungssektor mit entsprechenden Bildfrequenzen
(einige wenige 100 Bilder/sek mit Auflösungsreduktion) auf den
Markt. Zum Teil erlauben diese Systeme, falls die Datenrate nicht
zu hoch ist, also Auflösung und Bildfrequenz im Rahmen bleiben, die
Bilddaten ohne Zwischenpufferung über längere Zeit direkt auf die
Festplatte des Steuerrechners, z.B. eines Notebooks, zu schreiben,
sogenanntes Streaming. Bei den gängigen Schnittstellen wie USB 2.0,
FireWire IEEE 1394, CameraLink, Gigabit Ethernet, ... funktioniert
das derzeit mit ca. VGA-Auflösung und ca. 100 bis 200
Bilder/sek.
Um allerdings eine tonfrequente Schwingung optisch zu analysieren
(z.B. ein quietschendes Ventil) braucht man jedoch Frequenzen weit
darüber.
Typischer Einsatz: Biomechanik (Bewegungsanalyse),
Einstellarbeiten an Maschinen.
Spezielle Mechaniken/Optiken und Elektronik (Getriebe,
Greifmechaniken für intermittierenden und Rotationsprismen zur
Bildnachführung für kontinuierlichen Betrieb bzw. segmentierte und
schnelle CCD oder CMOS Bildsensoren) erlauben ca. 500 bis über
5 000 Bilder/sek in Megapixel-Qualität, bei Teilbelichtung
und/oder Auflösungsreduktion auch weit über 10 000 Bilder/sek
bis über 1 000 000 Bilder/sek.
Aufzeichnungsmedien sind 16, 35 und 70 mm Filme bzw.
elektronische Speicherprodukte und sogar magnetisches Bandmaterial.
Die Filmkameras zeigten bis etwa zur Jahrtausendwende und teilweise
auch noch heute eine unschlagbare Auflösung, aber die digitalen
CCD/CMOS Systeme sind wesentlich einfacher zu handhaben, benötigen
keine Anlaufphase, arbeiten quarzstabil und die Aufnahmen sind
sofort verfügbar.
Hochgeschwindigkeitskamera HYCAM
Links: Funktionsschema der Redlake HYCAM
Rotationsprismenkamera. Sie macht bis zu 10 000 Bilder/sek auf
16 mm Film, bzw. 48 000 Bilder/sek im 1/4-Format.
Für die Erklärung der Funktionsbaugruppen und der Legende bitte
auf die Abbildung oder [SloMo HYCAM]
klicken.
Mehr zu Video-Hochgeschwindigkeitsaufnahmen - einige Aufnahmen
und Antworten auf häufig gestellte Fragen:
MEHR
High-speed Matrixsensor Schaltkreis
Rechts: Frame-Transfer CCD Sensor HS0512JAQ von
EG&G Reticon: 512 x 512 Pixel bei mehr als 1 000
Bilder/sek, mit reduzierter Auflösung über 4 000 Bilder/sek;
16 Segmente = 16 parallele Auslesekanäle anstatt, wie üblich, nur
eines einzigen.
Das dunkle Quadrat in der Mitte ist die optisch aktive Fläche mit
einer Seitenlänge von 8,19 mm, Pixelgröße 16 x 16 Mikrometer².
Das braune Rechteck ist das Keramikgehäuse in das der Sensor,
überdeckt von einer Glasplatte, eingeklebt ist. Die metallischen
Anschlüsse glänzen goldfarben, die Sensorelektronik silbern.
Die Aufnahmedauer beträgt üblicherweise nur bis zu
einigen Sekunden, bedingt durch den großen Bild- bzw. Speicherbedarf
und den erforderlichen schnellen Zugriff.
Typischer Einsatz: Automobilindustrie (Crashtest), Sportbiologie
(Bewegungsanalyse), Industrie (Einstellarbeiten).
In Trommelkameras wird ein auf einem rotierenden Zylinder
aufgespannter Film am Objektiv vorbeigeführt. Die Aufnahmefrequenz
kann 100 000 Bilder/sek deutlich überschreiten. Obwohl der
Trommeldurchmesser bis über einen Meter betragen kann, ist die
Anzahl der Bilder jedoch vergleichsweise gering, da lediglich eine
Trommelumdrehung genutzt werden kann. Es gibt auch Konstruktionen
bei denen der Film durch CCD oder CMOS Sensoren ersetzt ist.
In einer Drehspiegelkamera ruhen die Bildaufnehmer,
normalerweise ein in einer Art Trommel aufgespannter Film. Mit
einem schnell rotierenden Spiegel werden die im Teilkreis
angeordneten Bildaufnehmer oft sogar über separate Optiken
belichtet. So verfügt jedes Einzelbild über ein eigenes Objektiv.
Je nach verwendetem optischen System sind Aufnahmefrequenzen von
über 1 Million Bilder/sek möglich. Der Rekord liegt angeblich bei
über 30 Milliarden Bilder/sek. Damit, so wird jedenfalls behauptet,
sei die Ausbreitung eines Lichtstrahls verfolgbar.
Die Apparatur kann zwar vorher auf Aufnahmegeschwindigkeit
gebracht werden (= Synchronisierung), die Aufnahmeauslösung (=
Triggerung) jedoch ist schwierig, da die Filme selten aus mehr als
um die hundert Bildern bestehen. Die Kameras und Zubehör füllen oft
leicht einen Raum.
Typischer Einsatz: Laborforschung (Entladungen, Zündungen,
Nuklear- und Teilchenphysik).
Speziell entworfene Kameras, die im kurzen zeitlichen Abstand
(fallweise Mikrosekunden bis herab zu Nanosekunden) eine kurze
Sequenz von typisch weniger als 10 aufeinanderfolgender Aufnahmen
machen. Dann nennt man sie auch High-speed Framing oder nur
Fast-Framing Kameras. Echte Single Shot Kameras machen nur ein oder
wenige Bilder, aber mit extrem kurzer Belichtungsdauer und geringem
zeitlichem Abstand zwischen den einzelnen Aufnahmen. Aufbau aus
mehrfach belichteten oder mehrfach vorhandenen standardmäßigen
Videokamera-Sensoren oder Fotofilm. Oft wird der Sensor während der
Aufnahme gleich als Bildspeicher benutzt.
Natürlich kann man auch gewöhnliche Einzelbildkameras oder
phasenversetzt angesteuerte Videokameras kaskadieren. So finden
selbst Sofortbild(!)-Kameras, manchmal mit jeweils eigener Optik in
ein und dasselbe Gehäuse integriert, Verwendung. (Manchmal werden
auch Hochgeschwindigkeitskameras mit längeren
Aufzeichnungsmöglichkeiten als Sequenzkameras bezeichnet. Wohl um
der auf wenige Sekunden begrenzten Aufnahmedauer Rechnung zu
tragen.)
Typischer Einsatz: Zündvorgänge, militärische Forschung,
Fotofinish im Sport.
Diese Kameras haben keinen flächigen Sensor (FPA = focal plane
array), sondern nur eine einzige lichtempfindliche Zeile. Bewegt
sich das Objekt an ihr vorbei kann man aus den zeilenweisen
Abtastungen elektronisch wieder ein flächiges Bild zusammensetzen.
Die Zeilen-Abtastfrequenz ist ziemlich hoch, jedoch nicht die
Aufnahmerate der zusammengesetzten Bilder. Somit wird ein Bild aber
nicht zu einem definierten und einheitlichen Zeitpunkt aufgenommen
(Prinzip »Rollender Verschluss« oder »Rollender shutter«).
Typischer Einsatz: Qualitätsüberwachung an Förderbändern.
Im Gegensatz zu normalen Kameras haben diese oft sehr schnellen
Kameras keinen Verschluss um Einzelbilder zu machen. Sie reihen
also nicht Fotos aneinander, sondern der Film läuft kontinuierlich,
mit ca. 1 bis über 75 m/sek, durch und wird kontinuierlich
belichtet. Dadurch gehen die Bilder nahtlos ineinander über und es
entsteht kein Foto sondern Zeitverläufe/-diagramme. In der Regel
wird die Zeitachse (= Abrollgeschwindigkeit) konstant
gehalten.
Häufig macht man von der Möglichkeit Gebrauch einen ruhenden
Bildaufnehmer mit einer schnell beweglichen Schlitzblende zu
belichten. Man lenkt das Schlitzbild elektro-optisch in einer
Bildwandlerröhre (Wandlung Photonen in Elektronen) so ab, dass es
über eine Mattscheibe streicht wie der Elektronenstrahl in einer
Bildröhre (Rückwandlung Elektronen in Photonen). Dieses Bild wird
dann auf den Film/Sensor übertragen. Es ergibt sich eine feste
Korrelation zwischen dem Aufnahmezeitpunkt und dem Ort auf dem
Film/Sensor.
Mit speziellen Modellen und Aufbauten dieses Kameratyps kann die
1 000 Milliarden Bilder/sek Grenze erreicht werden und
tatsächlich die Visualisierung eines sich ausbreitenden
Lichtstrahls gelingen. Bei der anschließenden Bildaufbereitung ist
dafür aber ordentlich Rechnerpower gefragt.
Typischer Einsatz: Schlieren und synchro-ballistische Aufnahmen,
militärische Forschung, Fotofinish im Sport.
Eigentlich keine Hochgeschwindigkeitskameras, sondern umgekehrt
betriebene (Zeitlupen-) Kameras. Im definierten zeitlichen Abstand
werden Einzelbilder aufgenommen. Der Film, bzw. die Bilder, werden
anschließend schneller abgespielt als aufgenommen, eben zeitlich
gerafft. Im Prinzip kann man das mit jedem Fotoapparat oder
Camcorder realisieren, beispielsweise ganz einfach mit der
»Vorlauf«-Funktion.
Typischer Einsatz: Analyse von langsamen Wachstums- und
Umwandlungsvorgängen (z.B. sprießender Keimling, Korrosion).
Einen Sonderfall stellt die sogenannte Stop-Motion Tricktechnik
dar. Sollen Puppen oder Fahrzeugmodelle in einem Spielfilm animiert
dargestellt werden, nimmt man die einzelnen Bewegungsphasen als
Standbild/Foto auf, schneidet sie zusammen und lässt sie im Film
mit vermeintlich normaler Geschwindigkeit ablaufen. Das Verfahren
ist sehr zeitaufwändig und konkurriert mit der digitalen Animation
und Bildverarbeitung.
Typischer Einsatz: Animierte Monster- und Fabelwesen in Fantasy
und Science-Fiction Filmen (z.B. Reittiere und Schreitpanzer im
Spielfilm Das Imperium schlägt zurück).
Bildverarbeitungsprogramme, die aus den existierenden Bildern
einer Videoaufzeichnung Zwischenbilder interpoliert und vornehmlich
eingesetzt werden um ein gefälligeres Abspielen mit weniger Ruckeln
zu ermöglichen.
Ereignen sich jedoch plötzliche Änderungen bzw. wird der Abstand
zwischen den aufgenommenen Bildern zu lang, findet das Verfahren
sehr schnell seine Grenzen. Zur Bewegungsanalyse ist es deswegen
nur sehr bedingt geeignet.
Typischer Einsatz: Glättung der Bewegungsabläufe bei Stop-Motion
Animationen und Bildverarbeitung für Motion Capturing (dt.:
Bewegungs-/Bahnverfolgung).
©WP (1998 -) 2012
http://www.fen-net.de/walter.preiss/d/slomo.html
Stand: V8.4, 2012-03-02