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Digitale Hochgeschwindigkeitskameras sind nicht nur durch die Auflösung ihrer Sensoren beschränkt, sondern auch durch die Ausleserate der Sensoren und die Datenübertragungsrate zu ihren Speichermedien sowie deren Kapazität (engl.: auch Frame Buffer). Die maximalen Auslese- und Datenübertragungsraten begrenzen je nach Realisierung die Aufnahmefrequenz und/oder die auslesbare Fläche des Bildsensors, während die Speicherkapazität des Pufferspeichers für die vergleichsweise kurze Dauer der Sequenzen verantwortlich ist. Der Pufferspeicher kann sich im Kamerakopf befinden oder auf einer Einsteckkarte in der Steuereinheit.
Übertragungsrate | nominell | max. Kabellänge | |
---|---|---|---|
Fast Ethernet | 100 Mbit/s | 12,5 MByte/s | 100 m |
Gigabit Ethernet | 1000 Mbit/s | 125 MByte/s | 100 m |
FireWire 400 (IEEE 1394a) |
~400 Mbit/s | 40 MByte/s | 4,5 m (14 m) |
FireWire 800 (IEEE 1394b) |
~800 Mbit/s | 88 MByte/s | ... (72 m) |
USB (1.1 Full Speed) |
12 Mbit/s | 1,5 MByte/s | 3 m |
USB 2.0 High Speed |
480 MBit/s | 60 MByte/s | 5 m |
Verschiedene PC Schnittstellen im Vergleich (1 bit = 1/8 Byte)
Es gibt natürlich auch Hochgeschwindigkeitskamerasysteme, deren
Auflösung und Aufnahmefrequenz noch einen Dauerbetrieb, ähnlich
einem Videorekorder, über eine deutlich längere Zeitspanne
erlauben. Sie speichern ihre Daten entweder auf ein Band in der
Steuereinheit oder direkt auf die Festplatte eines
Steuerrechners.
Einfach in nüchternen Zahlen ausgedrückt: Ein Megapixelsensor,
selbst mit vergleichsweise bescheidenen 8 Bit Farbtiefe pro Kanal,
generiert bei 1 000 Bilder/sek immerhin 1 Gigabyte, also
1 000 Megabyte, Daten pro Sekunde im RAW Format. Also gut 1
1/4 CD-ROM pro Sekunde. Diese Masse an Daten will erst einmal
übertragen und dann noch gespeichert sein.
Selbst das zur Zeit favorisierte Gigabit Ethernet (= 1 000
Megabit/sek) bietet nur eine nominelle Übertragungsrate von 125
Megabyte/sek (1 Bit = 1/8 Byte). Davon bleiben etwa 100
Megabyte/sek effektiv übrig, verursacht durch einen gewissen
Verwaltungsaufwand. Die nächsten Flaschenhälse sind dann der PCI
Bus im Rechner mit einer nominellen Transferrate von 132
Megabyte/sek (33 MHz bei 32 Bit Breite), die sich die
Einsteckkarten teilen, und die Schreibrate des Massenspeichers.
Dauerhaft 100 Megabyte/sek sind für eine normale Festplatte mehr
als eine Herausforderung. Deswegen auch die Einführung des PXI
Busses mit doppeltem Takt und doppelter Busbreite und aktuell des
PCI Express Busses (PCI Express x1; 500 Megabyte/sek) mit knapp
vervierfachtem Datendurchsatz gegenüber PCI und natürlich RAID
Systeme. Inzwischen erreichen PCIe2 und PCIe3 5 bzw. 8
Gigabyte/sec. Und bezahlbare Flashdisks (Solid State Disks,
Massenspeicher ohne bewegliche Teile) ergänzen die konventionellen
Festplattenlaufwerke.
Selbst mit »professionellen« Schnittstellen wie z.B. HD-SDI (High
Definition Serial Digital Interface) aus der Studiotechnik, gelangt
man nur in den Genuss von Brutto-Übertragungsraten von 185 oder 371
Megabyte/sek. Hier behindert unter Umständen die erlaubte
Kabellänge (ca. 100 m) und die Anbindung von Speichermedien
und deren Kosten.
Mit der Verbreitung von USB 3.0 (5 Gigabit / 625 Megabyte pro
Sekunde) kann sich hier zumindest preislich etwas tun.
Schon bei einer VGA Auflösung von 640 x 480 Pixel und einer
Aufnahmerate von lediglich 100 Bilder/sek fallen bereits gut 30
Megabyte Daten pro Sekunde an. Das ist aber mit gängigen
Schnittstellen und Massenspeichern noch handhabbar.
Zeilen-/Spaltenbinning
Vergleich der SpeedCam Bildauslesebereiche
Die Maßnahmen, um bei beschränkter Ausleserate die
Aufnahmefrequenz zu steigern, hängen maßgeblich von der Architektur
des Sensors ab. Bei CCD Sensoren bietet sich eher eine Zeilen- oder
Spaltenreduktion z.B. in Form des Binning (dt.: ~ zusammenfassen)
an. Bei CMOS Sensoren, die ähnlich DRAMs aufgebaut sind, eher die
Reduzierung des Aufnahmeformats.
So nutzen beispielsweise SpeedCam +500/+2000/lite (CCD)
Zeilenbinning, SpeedCam 512/PRO (CCD) Spaltenbinning und SpeedCam
Visario (CMOS) Formatanpassung.
Während beim Binning der Bildausschnitt gleich bleibt, und die
Einsparung an auszulesenden Pixel über eine Auflösungsreduktion
erkauft wird, spart man bei der Formatanpassung Pixel durch eine
Verkleinerung des Auslesebereichs ein. Binning macht die Bilder
unschärfer, die Formatanpassung macht sie dagegen bei
gleichbleibender Qualität kleiner. Im Endeffekt läuft es aber auf
das gleiche hinaus: Will man bei der Formatanpassung wieder den
selben Bildausschnitt, muss man näher hin oder zoomen - das Bild
wird pixeliger. Binning macht das ganze ohne
Standortänderung.
Man kann nicht global sagen was besser ist. Bei Einstellarbeiten
wird man es zu schätzen wissen, dass man an der Kamera keine
Änderungen vornehmen muss, wenn man mit der Aufnahmefrequenz hoch
geht. Andererseits hat es natürlich auch seine Vorzüge, wenn die
Bilder immer gleich gut sind. In der Praxis setzt sich die
Formatanpassung mehr durch: Qualität zählt. (Diese Entwicklung wird
auch durch den zunehmenden Einsatz von CMOS Sensoren forciert.)
Das Auslesen des Sensors ist in gewissem Umfang vergleichbar mit der Darstellung auf Bildschirmen. Im einfachsten Fall werden wie beim Zeilensprungverfahren (engl.: interlaced) am Röhren-Fernseher Halbbilder verwendet. Das menschliche Auge ist zu träge um den Trick zu durchschauen. Erst bei der Standbildwiedergabe erkennt man durch die üblichen Artefakte den Betrug.
2:1 interlaced Betrieb im Frame Integration Mode: Das erste
Halbbild besteht aus allen ungeraden Zeilen, das zweite Halbbild
aus allen geraden. Die beiden Halbbilder werden nacheinander
ausgelesen, aber zusammen dargestellt. Nachteil: Ein Bild besteht
eigentlich aus zwei zeitversetzten Aufnahmen, die zeilenweise
gemischt werden. Zeile 1, 3, 5, ... sind z.B. die vom aktuellen
Zeitpunkt, während die Zeilen 2, 4, 6, ... noch das vorherige Bild
zeigen. Im nächsten Schritt werden dann die geraden Zeilen mit
einem neuen Bild belegt, während die ungeraden noch das alte
zeigen, usw. Deswegen die typischen sogenannten Kammfehler bei
bewegten Szenen, aber die volle bildliche Auflösung bleibt
erhalten.
(Im Falle des Deinterlacings bei der Videowiedergabe vergleichbar
mit »Weave«.)
2:1 interlaced Betrieb im Field Integration Mode: Zwei Zeilen
werden schon beim Auslesen zusammengefasst (engl.: Binning) und
entsprechend dargestellt. So ergeben beim ersten Halbbild Zeile 1
und 2 die Zeile 1, die Zeilen 3 und 4 die Zeile 3, usw. Im zweiten
Halbbild ergeben Zeile 2 und 3 die Zeile 2, die Zeilen 4 und 5 die
Zeile 4, usw. Dadurch wird die Auflösung reduziert, es gibt unter
Umständen Treppenartefakte an Kanten. Dafür ist aber die zeitliche
Auflösung besser, etwaige Bewegungsunschärfe also geringer.
(Im Falle des Deinterlacings bei der Videowiedergabe entfernt
vergleichbar mit »Field Averaging«.)
Non-interlaced: Es werden Halbbilder aufgenommen, die
gegebenenfalls durch Verdopplung der Zeilen zu Bildern mit voller
Auflösung ergänzt werden. Semiprofessionelle (VHS/SVHS)
Videorekorder können oft in diesem Modus arbeiten. Auflösung kann
verloren gehen, aber die zeitliche Zuordnung ist eindeutig.
(Im Falle des Deinterlacings bei der Videowiedergabe entfernt
vergleichbar mit »Bob« (Interpolation der fehlenden Zeile pro
Halbbild) bzw. »Skip Field« (nur jedes zweite Halbbild wird
angezeigt, seine Fehlzeilen werden interpoliert).)
Progressive Scan: Der Sensor wird komplett und (möglichst) zu
einem Zeitpunkt ausgelesen. Höchste bildliche und zeitliche
Auflösung. Technisch aufwändig, aber das ergiebigste Verfahren für
Hochgeschwindigkeitsaufnahmen und Bewegtbildanalyse.
(Vollbilder, sogenannte »Frames« gibt es in der traditionellen
TV/Videotechnik nicht. Sie kennt nur Halbbilder, sogenannte
»Fields«.)
Für Hochgeschwindigkeitsaufnahmen ist Progressiv Scan am ergiebigsten. Die interlaced Verfahren können aber im Bereich der Standardbildverarbeitung (»Machine Vision«) die Datenraten reduzieren und wegen der »Doppelbelichtung« und des eventuell optimierten Füllfaktors die Lichtempfindlichkeit steigern.
Bildspeicher, Auflösungsstufen, Frequenz und Aufnahmedauer
einiger SpeedCam Hochgeschwindigkeitskameras
Die Bilddaten fallen je nach Sensortyp analog oder
bereits digital an. Analoge Bilddaten werden normalerweise erst
noch digitalisiert, bevor sie gespeichert werden. Die Speicherung
erfolgt üblicherweise zuerst in einer Art Puffer, es gibt aber auch
Ausnahmen. Sein Integrationsort ist je nach Stand der Technik und
den Anforderungen an die Kamera bzw. an das Kamerasystem
unterschiedlich.
Sogar die - natürlich stark begrenzte - Zwischenspeicherung auf
dem Sensor selbst wird praktiziert. Speziell bei besonders
schnellen Kameras.
Ist die Datenrate niedrig genug können die Bilddaten auch direkt
auf ein Speichermedium (z.B. die Festplatte eines Notebooks)
gestreamt werden. Bei »richtigen« Hochgeschwindigkeitskameras ist
es deshalb keine Option.
Konzepte für Hochgeschwindigkeitskameras
Legende zum Bild links: RAM = Bildspeicher; µC =
Mikrocontroller oder Prozessor; A/D = Analog zu Digital Wandlung
(oft schon im Sensor integriert)
Die grüne Karte soll eine PC-Einsteckkarte darstellen, die rote
Leitung die Anschlussmöglichkeit (Bilddaten und
Steuersignale).
Die Standardanbindung kann z.B. (Gigabit) Ethernet oder FireWire
sein.
Bei SpeedCam +500/2000 und SpeedCam PRO werden die Bilddaten
analog zum Steuerrechner übertragen und dort erst digitalisiert und
abgespeichert. Das erlaubt den Kamerakopf selbst klein zu halten
und auch seine Leistungsaufnahme (Abwärme!) ist moderat. Allerdings
sind die Anforderungen an die Kabel wegen der anlogen Übertragung
vergleichsweise hoch. SpeedCam Visario Systeme dagegen wandeln die
Bilddaten bereits im Kamerakopf und speichern sie dort
zwischen.
Wegen der begrenzten Kapazität wird der Pufferspeicher in einer
Art Endlosschleife immer wieder beschrieben. Der Triggerimpuls
steuert diesen Prozess und die Bilder sind »im Kasten«.
Dieser Pufferspeicher, der in der Regel noch recht »rohe«
Bilddaten ohne Farbalgorithmik (engl.: RAW = dt.: roh) enthält, ist
meist aus DRAM (Dynamic Random Access Memory, dt.: dynamisch
Speicher mit wahlfreiem Zugriff) Schaltkreisen, wie man sie ähnlich
von den Speicherriegeln des PC Arbeitsspeichers her kennt,
aufgebaut. Mit der typischen Eigenschaft von DRAMs bei Stromausfall
den Speicherinhalt zu verlieren.
Speicherbausteine, die ihre Daten fest, also auch im stromlosen
Zustand behalten, sogenannte NVRAMs, SRAMs, Flash (non volatile,
dt.: nicht flüchtig; Static RAM, dt.: dauernd), werden wegen
verschiedener Nachteile wie niedrigere Geschwindigkeit, höherer
Preis, höhere Stromaufnahme, geringere Lebensdauer, ... als
Pufferspeicher kaum eingesetzt.
Man behilft sich entweder mit einem Stützakku, der wenigstens den
Pufferspeicher im Bedarfsfall versorgt, oder gleich mit einem
Betriebsakku, der die komplette Kamera funktionstüchtig hält.
Manchmal auch mit einer USV für das komplette Kamerasystem,
speziell bei Systemen, die ihre Daten erst im Steuerrechner
puffern, wie SpeedCam +500/+2000 und SpeedCam Pro.
Zur Erklärung der Diagramme:
Die Sprünge bei der Aufnahmedauer ergeben sich durch die
Reduktionsstufen der Auflösung bei steigenden Aufnahmefrequenzen.
Behält man die Reduktionsstufe bei geringeren Aufnahmefrequenzen
freiwillig bei, kann man die Aufnahmedauer fallweise deutlich
verlängern. Man bewegt sich dann längs der gestrichelten Linien.
Begrenzt ist die Aufnahmedauer in diesem Fall unter Umständen
durch die Minimalfrequenz des Systems. Sie liegt bei SpeedCam +500
und SpeedCam PRO bei ca. 50 Bilder/sek und bei SpeedCam Visario bei
ca. 10 Bilder/sek.
Zum besseren Verständnis sind die Reduktionsstufen mit
eingezeichnet.
(Die Kurvenpunkte sind nur dazu da, um bei einem Schwarz/Weiß
Ausdruck, die Kurven zu identifizieren. In Realität sind die
Frequenzen stufenlos einstellbar.)
Der Pufferspeicher entspricht der Filmrolle bei
traditionellen (Film-) Kameras. Seine beschränkte Kapazität
erzwingt die Daten in einen Massenspeicher zu verschieben. Man
nützt hier gerne die Festplatte des Steuerrechners und seine CD-
oder DVD-Laufwerke und natürlich das LAN.
Manche Hochgeschwindigkeitskameras verfügen über eine Festplatte
oder eine Flashkarte im Kamerakopf. Bei Anwendungen, die eine hohe
mechanische Belastung mit sich bringen (z.B. Einsatz im
Crashfahrzeug), birgt zumindest die Festplatte, auch wenn sie
während des Versuchs automatisch geparkt wird, allerdings ein
gewisses Restrisiko. Selbst wenn verschiedene Modelle für die im
Crashtest üblichen Belastungen spezifiziert sind, falls
geparkt.
Diese Massenspeicher im Kamerakopf können den Arbeitsverlauf
allerdings wesentlich beschleunigen. Man macht in rascher Folge
seine Versuche, schiebt die Daten auf den eingebauten
Massenspeicher und während einer Arbeitspause oder über Nacht lädt
man die Bilddaten herunter oder tauscht den Datenträger einfach
aus.
Die Bilddaten der Kamera werden abhängig von der
Philosophie des jeweiligen Herstellers mehr oder weniger stark
geschönt ausgegeben. Beispielsweise mit Kontrast- oder
Kantenanhebung. Die Profis bevorzugen, wie in der Fotografie auch,
den Zugriff auf die RAW-Bilder. Sie sind nicht »verfälscht« und
sehr effizient. Unkomprimierte AVI-Dateien sind z.B. etwa um Faktor
3,5 bis 4 größer als RAW-Dateien.
Zunächst sieht man die (potenziellen) Bilddaten über verschiedene
Vorschau- oder Sucher (engl.: viewfinder) Kanäle, die eventuell von
DSPs (Digital Signal Processor) in Echtzeit aufbereitet oder auch
komprimiert worden sind. Oft werden einfache Schärfefilter,
Kantenverstärker und Farbsättigungsfilter eingesetzt. Ganz zu
schweigen von der Fehlpixelkorrektur, d.h. der Interpolation
defekter Pixel durch ihre Nachbarn.
Für eine massive Bildverarbeitung in Echtzeit kann man Software
kaum nutzen. Sie bearbeitet normalerweise erst die im
Massenspeicher abgelegten Daten und wandelt sie in gängige
Dateiformate. Wegen des Rechenaufwands auch schon einmal über
Nacht.
Bei Stichprobentests in der Serienfertigung sicherheitsrelevanter
Geräte werden die Bilddaten auf CD oder DVD gespeichert und
archiviert. Bei Airbags z.B. zehn Jahre im Rahmen des
Produkthaftungsgesetztes und weitere drei Jahre um die juristische
Einspruchsfrist abzudecken. Insgesamt also dreizehn Jahre. Da kommt
dann einiges zusammen.
©WP (1998 -) 2012
http://www.fen-net.de/walter.preiss/d/slomo_im.htm
Stand: V8.4, 2012-03-02